Währungs-Update
EUR/CHF: Aussichten für das 1. Quartal 2019

Überblick über die Kursschwankungen des Währungspaars EUR/CHF in den vergangenen drei Monaten (4. Quartal 2018/1. Quartal 2019) ... eine schmerzhafte Weihnachtszeit

Da die Volatilität im Devisenhandel im Zuge weltweit sinkender Wachstumsaussichten und Handelsspannungen gegen Ende des Jahres 2018 unerwartet heftig zurückkehrte, gingen die Anleger dazu über, ihre Strategien zu überdenken und sich vorsichtiger zu erhalten. So stieg auch ihre Nachfrage nach Fluchtwährungen wie dem Schweizer Franken.

Die letzten Monate des Jahres 2018 waren für EUR/CHF tatsächlich hart und schmerzhaft! In nur drei Monaten fiel der Wechselkurs schrittweise um 2,0% und sank damit auf das niedrigste Niveau seit Juli 2017. So notierte der Kurs Ende Dezember/Anfang Januar nahe der Marke von 1,12 CHF. Diese Kursverluste waren generell auf den kräftigen Stimmungsabfall hinsichtlich der Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung in Europa zurückzuführen. Denn diese wird stark vom durch die wirtschaftliche Abkühlung in China ausgelösten Rückgang der weltweiten Nachfrage, den globalen, die Wechselkurse beeinflussenden Handelsspannungen und den hohen politischen Risikofaktoren in Europa beeinträchtigt. Dies führte mitunter auch zu heftigen Kurseinbrüchenan den Börsen. Wie so häufig flüchteten sich die Anleger als Reaktion auf den Anstieg der Risiken in Europa in den sicheren Hafen des Schweizer Franken und bauten ihre Positionen in dieser Währung aus, um ihr Portfolio vor weiteren potenziellen, heftigen Kursausschläge an den europäischen Wertpapierbörsen zu schützen.

Zwar hatte man es 2017 begrüßt, dass die Wirtschaft der Eurozone das stärkste Wachstum seit einem Jahrzehnt verzeichnete, doch hatten bereits damals einige Beobachter davor gewarnt, dass dies eine vorübergehende Hochphase sein könnte, auf die eine Abkühlung folgt. Genau das trat letztlich in der zweiten Jahreshälfte 2018 ein, wobei die ersten Anzeichen für einen Abschwung in den größten europäischen Volkswirtschaften wie Deutschland, Frankreich und Italien wesentlich deutlicher ausfielen als erwartet. Das sorgte Ende 2018 für eine gewisse Unruhe an den europäischen Wertpapierbörsen. Der deutliche Einbruch der europäischen Wertpapierbörsen im 4. Quartal 2018, die im Dezember auf ein 2-Jahrestief zurückfielen, stellte diese erhöhte Besorgnis deutlich unter Beweis.

Das deutsche BIP, das unter der deutlichen Abkühlung des industriellen Sektors und den gesunkenen Erlösen aus Exportgeschäften litt, fiel 2018 von 2,2% auf 1,5% zurück und verzeichnete damit das niedrigste Wachstum der vergangenen fünf Jahre. Vertraut man den jüngsten Prognosen des IWF (1,3%) und der Europäischen Kommission (1,1%), könnte diese wirtschaftliche Abkühlung 2019 weiter anhalten. Die französische Protestbewegung der „Gelbwesten“ belastete das Vertrauen der Wirtschaftsteilnehmer und bremste die Wirtschaftsaktivität. Die italienische Wirtschaft glitt im 4. Quartal 2018 in eine Rezession ab und Italien könnte schon bald wieder von den Ratingagenturen als Kandidat für eine berechtigte Herabsetzung der Kreditwürdigkeit ins Visier genommen werden, denn die Einhaltung der Verschuldungsgrenze könnte gefährdet sein, falls es dem Land nicht gelingt, ausreichend Wachstum zu generieren, um die Staatsausgaben auszugleichen. Marktteilnehmer halten auch die Unsicherheit darüber, in welcher Form der Brexit vollzogen wird, für einen potenziellen Unruheherd in Europa. Ein weiterer Faktor, der die Nachfrage nach Schweizer Franken beflügelte hat.

Inmitten dieser dunklen Wolken zeichnete sich im Januar jedoch ein Silberstreifen am Horizont hab, der die Aussichten ein wenig aufhellte. Der schrittweise Abbau der Handelsspannungen zwischen China und den USA und der konstruktive Dialog der beiden größten Volkswirtschaften ließ erneute Hoffnung aufkeimen, dass der Abschluss eines umfassenden Handelsabkommens gelingen könnte, was den weltweiten Pessimismus der Marktteilnehmer ein wenig eindämmte. Allerdings reichte dieser Schub nicht aus, um EUR/CHF genug Auftrieb zu verleihen, die Schwelle von 1,15 CHF zu überwinden, die zuletzt im August 2018 erreicht wurde.

Womit ist in den nächsten drei Monaten zu rechnen (Feb. - Mai 2019)? Politische Risiken in Europa dürften Kursgewinne des Währungspaars EUR/CHF bis zum Sommer deckeln

Wie lange wird sich der Schweizer Franken auf diesem hohen Niveau halten können? Wird die SNB einschreiten und neue Spielregeln im Handel einführen? Das dürften die zentralen Fragen sein, auf die Anleger eine Antwort suchen?

Auch wenn man allgemein behauptet, an den Finanzbörsen sei nichts in Stein gemeißelt, gibt es gute Gründe für die Annahme, dass sich der Schweizer Franken gegenüber dem Euro noch eine ganze Weile auf einem hohen Niveau halten wird. Zumindest bis Juni.

Betrachtet man die Dynamik des vergangenen Jahres und die ersten Konjunkturdaten aus diesem Jahr, scheint sich die wirtschaftliche Abkühlung in der Eurozone deutlich und an recht breiter Front zu zeigen, was die Vermutung nahelegt, dass es einige Monate dauern könnte, bis man die Wachstumseinbrüche wieder in den Griff bekommt und sich die ersten Zeichen einer Erholung zeigen. Es ist nicht mehr nur eine Frage wirtschaftlicher Schwächen, sondern eher eine Frage, welches Ausmaß und welche Lebenserwartung sie haben. Alles dürfte davon abhängen, ob sich beeinträchtigende externen Faktoren verstärken, d.h. davon, ob sich politische Sorgen in Europa manifestieren oder nicht.

Die potenzielle Normalisierung der Beziehungen zwischen China und den USA, wird eine zentrale Rolle dafür spielen, ob sich das Aufflammen von Negativtrends, das in der jüngsten Zeit in Europa beobachtet werden konnte, ausdehnt oder verflüchtigt. Eine weitere Eskalation der Spannungen zwischen den beiden weltweit größten Volkswirtschaften würde die bereits angeschlagene chinesische Wirtschaft zusätzlich beeinträchtigen und durch sinkende Nachfrage einen Dominoeffekt auslösen, dessen Auswirkungen vor allem die europäischen Staaten belasten würde. Vor diesem Hintergrund haben die europäischen Zentralbanker nicht nur keinen guten Grund, die Umsetzung eines politisch restriktiveren Kurses zu beschleunigen. Vielmehr könnten sie neue expansive Maßnahmen in Betracht ziehen, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. In diesem Fall dürften dem Euro erneut Einbrüche drohen.

Die politische Stabilität in Europa wird ein Thema sein, das die Anleger aufmerksam verfolgen. In diesem Punkt stehen im ersten Halbjahr 2019 einige Herausforderungen bevor – darunter die letzte Phase des Ende März anstehenden Brexit (falls das Austrittdatum nicht verschoben wird, wie zunehmend von den Marktbeobachtern erwartet wird) und die Europawahlen im Mai. Je nach Ausgang könnten beide Ereignisse politische Unruhe auslösen und Debatten über Kernpunkte des europäischen Einigungsprojekts anheizen, falls durch nationalistische und populistische Parteien, deren Popularität in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist, Solidarität und einheitliche Werte in Frage gestellt werden. Politische Unruhe in Europa würde sich nicht nur negativ auf die Stimmung der Trader auswirken, sondern auch das Vertrauen in die europäischen Wirtschaftsteilnehmer (Haushalte und Unternehmen) beeinträchtigen und so die Wirtschaftsaktivität deutlich bremsen.

Wie bereits 2018, könnte Italien noch einmal in das Gewand der europäischen Vogelscheuche schlüpfen, sollte das Land seine Wachstumsziele nicht erreichen und so erneut Fragen der Tragbarkeit des Staatshaushalts des Landes aufflammen lassen, das nach Griechenland (Staatsverschuldung von 132% des BIPs) den zweithöchsten Verschuldungsgrad in Europa ausweist. Denn falls die Verschuldungsobergrenze nicht eingehalten wird – nachdem die italienische Regierung die Verschuldung der öffentlichen Hand bereits einmal nach unten korrigiert hat, um Sanktionen zu entgehen – könnten die Streitigkeiten mit EU-Vertretern erneut aufflammen.

Auf steigende Kurse spekulierende Anleger werden das Damoklesschwert über ihren Köpfen spüren und Europa als instabil oder höchstwahrscheinlich instabil betrachten. Sie werden dem Euro den Schweizer Franken vorziehen und damit automatisch eine Art Obergrenze für EUR/CHF bei ca. 1,15 CHF festlegen und gleichzeitig die Gefahr in den Raum stellen, dass EUR/CHF die Schwelle von 1,12 CHF unterschreitet, falls sich an den europäischen Börsen eine gewisse Panikstimmung breitmacht.

Andererseits dürfte auch das Potenzial für Kursanstiege des Schweizer Franken begrenzt sein und sich ein Stützungspunkt bei 1,10 CHF herauskristallisieren, falls die SNB beschließt, ihren Kampf gegen eine Überbewertung der Währung aktiv fortzusetzen, die – wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat – zu einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft führen kann. Die BIP-Zahlen des 4. Quartals 2018, die Ende Februar in der Schweiz veröffentlicht werden, könnten Hinweise darauf liefern, wie widerstandsfähig die schweizerische Wirtschaft bei einer Abwärtskorrektur der Prognose sein dürfte, nachdem das Wachstum bereits im 3. Quartal zurückgegangen ist. Eine Rezession und/oder Sorge um sinkende Preise könnten den Ausschlag dafür geben, ob es die für die schweizerische Geldpolitik Verantwortlichen in ihrer vierteljährigen Sitzung im März für relevant erachten, einen vorsichtigeren Kurs einzuschlagen oder nicht.

Schlussfolgerung: Die drei wichtigsten Impulsgeber für Kursanstiege/-rückgänge des Währungspaars EUR/CHF im 1. und 2. Quartal 2019:

KursanstiegKursrückgang
Nachlassen der Sorge um eine Abkühlung der Weltwirtschaft und globale Handelsspannungen.Politische Unruhe in Europa: Harter Brexit und/oder gute Wahlergebnisse nationalistischer Parteien bei den Europawahlen.
Widerstandskraft der europäischen Wirtschaft gegenüber schwächerer weltweiter Nachfrage.Neue geldpolitisch expansive Schritte der EZB zur Stützung der Wirtschaft.
Von der SNB ausgesendete Signale; sie wird mit einem stärkeren Schweizer Franken zu kämpfen haben.Sorge um eine neue Systemkrise in Europa: Wird Italien das nächste Griechenland? (Kombination aus hoher Verschuldung und geringen Wachstumsaussichten).

 

12-Monats-Prognose für EUR/CHF (Reuters Umfrage – Februar 2019)

 

Wichtige Daten für EUR/CHF im 1. Quartal 2019:

 

Dieses Währungs-Update wird uns zur Verfügung gestellt von Western Union Business Solutions.
Autor: Gerhard Scharinger, Head of Markets and Corporate Hedging


Western Union Business Solutions ermöglicht es Unternehmen aller Größen, grenzüberschreitende Zahlungen zu senden und zu empfangen sowie die Devisen zu verwalten. Mit ihrer großen Fachkompetenz im globalen Zahlungsverkehr, dem Zugang zu über 130 Währungen und einem globalen Finanznetzwerk, das mehr als 200 Länder und Hoheitsgebiete einschließt, helfen sie Unternehmen weniger Zeit mit dem Management internationaler Finanztransaktionen zu verbringen und mehr Zeit für ihr wachsendes Geschäft zu haben.

Für nähere Informationen zum internationalen Zahlungsverkehr und Risikomanagement von Fremdwährungen besuchen Sie die Homepage www.business.westernunion.at oder nehmen Sie per Mail an WUBSaustria@westernunion.com oder telefonisch unter +43 1 506 17 709 Kontakt auf.
 

© 2019 Western Union Holdings, Inc. Alle Rechte vorbehalten.

Western Union Business Solutions ist ein Geschäftsbereich der Western Union Company und bietet in Österreich Services durch die Western Union Tochtergesellschaft Western Union International Bank GmbH (“Western Union Business Solutions“) an.

Western Union International Bank GmbH ist eingetragen in Österreich (Handelsgericht Wien, Firmenbuchnummer: FN256184t, Umsatzsteuer-Identifikationsnummer: ATU 61347377), hat ihren eingetragenen Firmensitz am Schubertring 11, 1010 Wien, Österreich und ist von der Österreichischen Finanzmarktaufsicht zugelassen. 

Western Union Business Solutions hat seine hierin geäußerten Meinungen auf Informationen gestützt, die öffentlich zugänglich sind, und leistet keine Gewähr für die Richtigkeit dieser Informationen und lehnt jegliche Haftung für jedweden Schaden aus Handelsentscheidungen ab, welche aufgrund der hierin enthaltenen Meinungen und Informationen getroffen worden sind. Diese Informationen und Meinungen dienen lediglich zur generellen Information und sind nicht dafür gedacht, einen Ratschlag hinsichtlich der durchgesehenen und kommentierten Themen darzustellen. 

Diese Mitteilung ist nicht zu Vertriebszwecken oder zur Nutzung durch Personen oder Einheiten vorgesehen, die ihre Staatsbürgerschaft, ihren Wohnsitz oder ihren Sitz in Orten, Staaten, Ländern oder sonstigen Gerichtsbarkeiten haben, in denen der Vertrieb, die Veröffentlichung, die Verfügbarkeit oder die Nutzung gegen die Gesetze und Bestimmungen verstoßen oder in denen die Western Union Business Solutions oder deren Niederlassungen einem Anmelde- oder Zulassungsverfahren unterliegen würden. Alles hierin enthaltene Material ist, sofern nicht ausdrücklich anderweitig angegeben, urheberrechtlich durch die Western Union Holdings, Inc. geschützt.

Diese Mitteilung wurde ausschließlich zu Informationszwecken erstellt und schafft keinerlei Verpflichtungen für die Beteiligten. Die Beziehungen zwischen Ihnen und Western Union Business Solutions unterliegen den anwendbaren Geschäftsbedingungen. Diese Mitteilung enthält keinerlei ausdrückliche oder implizite Zusicherungen, Garantien oder Bedingungen jeglicher Art.