Währungs-Update
EUR/CHF: Aussichten für das 1. Quartal 2018

Jahresüberblick 2017: Denkwürdige Erholung … beste Performance der letzten beiden Jahrzehnte

Durch das imponierende, plötzliche Wiedererstarken des Euro ist und bleibt 2017 für den Devisenhandel ein erstaunliches Jahr. Dank des Schubs, der durch die handfeste wirtschaftliche Erholung und das deutliche Nachlassen der politischen Unsicherheitsfaktoren in der Eurozone – das nicht zuletzt dem Wahlsieg des europhilen Emmanuel Macron in Frankreich geschuldet ist – entstand, haben die europäischen Zentralbanker erste Pflöcke für einen schrittweisen Ausstieg aus ihrer lockeren Geldpolitik eingeschlagen. In der Folge erwachte der Euro aus der Lethargie, in die er 2015 hineingerutscht war.

Nachdem er über zwei Jahre in der äußerst engen Spanne von 1,06 und 1,12 CHF notierte, trat der Kurs des Währungspaars EUR/CHF einen rasanten Anstieg in Richtung der Marke von 1,20 CHF an, die bis Januar 2015 von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) als Mindestkurs zum Euro verteidigt worden war. Mit einer Performance von knapp über 9% im Jahr 2017, war es die beste Performance des Währungspaars in über zwei Jahrzehnten.

Je stärker die geldpolitischen Stellungnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) eine schrittweise Kursänderung vorausahnen ließen, die zu einer Zunahme der Divergenz zwischen der EZB-Geldpolitik und der ihres geldpolitisch äußerst expansiven Schweizer Gegenparts führen dürfte, desto spürbarer wurde auch der Einfluss der Erholung des Euro auf den Schweizer Franken. Tatsächlich planen die Zentralbanker in Zürich nicht, ihre äußerst lockere Geldpolitik (Negativzinsen und direkte Devisenmarktinterventionen) zurückzufahren, denn sie sind nach wie vor der Ansicht, der „überbewertete“ Franken stelle eines der wichtigsten Hindernisse dar, die sonnigen Aussichten für die Schweizer Wirtschaft einzutrüben.

Ende 2017 fiel es dem Kurs des Währungspaars allerdings schwer, die Schwelle von 1,17 CHF entschlossen zu überschreiten, was die Vermutung nahelegt, dass der Weg zur Marke von 1,20 CHF noch langwierig und steinig werden könnte.
 

Quelle: Reuters, Western Union Business Solutions

 

Rückblick 4. Quartal 2017: Durch neue politische Risikofaktoren in Europa fehlte die erforderliche Prise Zauberstaub

Nach der Euphorie im Sommer, wurde die Volatilität im Devisenhandel im Herbst wieder etwas „rationaler“. Die Nachfrage nach Euro war im 4. Quartal leicht rückläufig, nachdem in Europa überraschend neue politische Risikofaktoren auftraten und die offiziellen Stellungnahmen der EZB eher das Thema Stabilitätswahrung ins Zentrum rückten. Einigen Rückschlägen zum Trotz stieg EUR/CHF im letzten Quartal 2017 um 2,2% an, da solide wirtschaftliche Fundamentaldaten aus Europa die starke Position des Euro gegenüber dem Schweizer Franken untermauerten.

Nach einer kurzen, eher verhaltenen Phase, meisterte Europa die politischen Herausforderungen. Das Referendum in Katalonien von Anfang Oktober führte zu einer historischen Krise zwischen Madrid und den führenden Köpfen der Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien. Gleichzeitig scheiterte die Regierungsbildung in Deutschland, die Koalitionsgespräche unter Führung Angela Merkels schlugen fehl. Trotz des eher moderaten Abwärtstrendpotenzials, dämpfte das erneute Auftreten politischer Unsicherheitsfaktoren einen weiteren Anstieg des Euro eindeutig ab. Gleichzeitig gab es den Anlegern Grund genug, eine gewisse Menge an Fluchtwährung in Form von Schweizer Franken im Portfolio zu halten; kein Wunder also, wenn sich Kursvorstöße bei EUR/CHF im 4. Quartal eher in Maßen hielten.

Wie schon seit Monaten erwartet erklärte die EZB im Oktober offiziell ihre Absicht, 2018 die quantitativen Lockerungsmaßnahmen (QE) zurückfahren zu wollen. Dennoch hielt man sich die Option offen, diese über September 2018 hinaus zu verlängern bzw. zu erhöhen, falls die Wirtschaft nachlassen sollte. Dass die europäischen Zentralbanker, die „defensive“ Karte zogen, sorgte dafür, dass die Marktteilnehmer eher verhalten auf den Zeitpunkt der ersten Leitzinserhöhung in Europa setzten.

Die durch die EZB ausgelöste Enttäuschung belastete den Euro jedoch nur kurzzeitig, denn sie wurde von den starken wirtschaftlichen Fundamentaldaten aus Europa wieder ausgeglichen, sodass Euro-Haussiers nach wie vor auf den Euro setzten. Zudem sprach die Schweizerische Nationalbank im Dezember weiterhin von einem „überbewerteten Franken“ und insgesamt stieg die Risikobereitschaft der Marktteilnehmer, da sich die wirtschaftlichen Aussichten global gesehen verbesserten.

Nachdem das Währungspaar wiederholt in den Bereich der Marke von 1,15 CHF vorgedrungen war, gelang es dem Kurs des Währungspaars im 4. Quartal schließlich, die Schwelle dauerhaft zu überschreiten, wobei ein weiterer Anstieg schließlich im Bereich des Widerstandspunkts von 1,17 CHF scheiterte.
 

Aussichten für das 1. Quartal 2018: Ein weiteres politisches Hindernis ... das Schreckgespenst der italienischen Parlamentswahlen steht EUR/CHF im Weg

Wird sich das Volatilitätsmuster von vor einem Jahr wiederholen? Eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht von der Hand zu weisen: Die schwache Inflation in der Eurozone bereitet der EZB nach wie vor Kopfzerbrechen; gleichzeitig steht im 1. Quartal in einem für die Wirtschaft der Eurozone zentralen Land eine wichtige Wahl mit EU-skeptischen Teilnehmern an.

Wie schon die Präsidentschaftswahlen in Frankreich im Jahr 2017 könnten auch die am 4. März vorgesehenen Wahlen in Italien die Aufmerksamkeit der Finanzmarktteilnehmer auf sich ziehen, da der Euro bei den Kandidaten wohl weiterhin eines der heißen Themen zu sein scheint. Auch wenn die populistische 5-Sterne-Bewegung (MoVimento 5 Stelle – M5S) ihre skeptische Haltung gegenüber dem Euro etwas heruntergeschraubt hat, wurde in der Vergangenheit mehrfach gefordert, ein Referendum über den Austritt aus der Europäischen Währungsunion durchzuführen. Auch die Lega Nord, eine Partei aus Norditalien, die dem Euro von jeher kritisch gegenübersteht, ist Teil dieser dreiköpfigen Mitte-rechts-Allianz. Sollte das Thema Euro-Austritt vor der Wahl erneut aufflammen, könnte das eine deutliche Kurskorrektur beim Währungspaar EUR/CHF hervorrufen. Der Schweizer Franken ist – sobald sich Wolken am Horizont abzeichnen – nach wie vor die beliebteste Fluchtwährung Europas.

Wie sieht es mit potenziellen Kurseinbrüchen bei EUR/CHF aus? Es gibt Hinweise darauf, dass diese – im Gegensatz zu 2017 – eher gedämpft ausfallen dürften. Die meisten Umfragen ergaben, dass diese Wahlen eine echte Herausforderung darstellen könnten, da es am Ende möglicherweise keinen klaren Gewinner gibt (keine Partei scheint in der Lage zu sein, die absolute Mehrheit im Parlament zu erringen und alleine regieren zu können), was den Euro paradoxerweise stärken könnte. Eine Teilung der Regierungsmacht könnte vielmehr die Risiken senken. Darüber hinaus deutet die recht verhaltene Reaktion des Kurses auf den Anstieg der politischen Sorgen im 4. Quartal wohl auf einen recht schockresistenten Euro hin. Es scheint, als hätten geldpolitische Impulsgeber gegenüber politischen die Oberhand gewonnen.

Auch wenn die EZB im 1. Quartal 2018 wohl eher eine abwartende Haltung einnehmen und zu Beginn des Jahres keine bahnbrechenden Entscheidungen kommunizieren wird, könnten starke Fundamentaldaten der Eurozone den Weg für eine Anpassung der offiziellen Stellungnahmen bereiten. Das zumindest lässt das Protokoll der im Rahmen der geldpolitischen Sitzung im Dezember geführten Debatten vermuten. Selbst in einem politisch etwas angespannteren Umfeld könnten offizielle Hinweise auf eine geplante schrittweise Anpassung des geldpolitischen Kurses der EZB die Nachfrage nach Euro stärken. Allerdings werden die europäischen Zentralbanker die Inflationsentwicklung weiterhin genauestens verfolgen und diese könnte einen entscheidenden Einfluss auf die künftige Ausrichtung der EZB haben. 

Ein weiteres zentrales Element, das gegen einen möglichen rapiden Kursrückgang spricht, ist, dass sich die SNB im Dezember erneut mit der aktuellen Notierung von EUR/CHF unzufrieden zeigte. Daher dürfte kaum zu erwarten sein, dass sie im Fall eines einseitigen Anstiegs des Schweizer Franken untätig zusehen wird.

Somit könnte das 1. Quartal 2018 für EUR/CHF einige Herausforderungen und Abwärtsdruck bereithalten, die es zu bestehen gilt, vor allem je näher die italienischen Wahlen rücken. Auch wenn sich die potenziellen Kursverluste in Grenzen halten dürften, könnten die politischen Sorgen und das Inflationsproblem zwei wichtige Faktoren sein, die neuerliche Versuche von Kursanstiegen hemmen könnten. Auch wenn die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden kann, ist doch ein deutlicher Kursrückgang unter die Marke von 1,15 CHF eher unwahrscheinlich, da die starken wirtschaftlichen Fundamentaldaten in der Eurozone und potenziell restriktiveren Töne der EZB das Währungspaar auf einem recht hohen Niveau halten sollten.

Erwartete Kursspanne im 1. Quartal 2018: 1,15-1,18 CHF
 

Schlussfolgerung: Die drei wichtigsten Impulsgeber für Kursanstiege/-rückgänge des CHF im 1. Quartal: 

KursanstiegKursrückgang
Anstieg der Befürchtungen des Wahlsiegs einer euroskeptischen Partei in Italien. Das Fehlen eines klaren Wahlgewinners ebnet in Italien den Weg für eine potenzielle Koalition unter Ausschluss des „Schreckgespensts“ M5S. 
Sinkenden Preise in Europa könnten die EZB dazu ermutigen, eine vorsichtigere Haltung einzunehmen und eine mögliche Verlängerung der QE-Maßnahmen im Raum stehenzulassen.EZB ändert den Tonfall und deutet ein möglicherweise bevorstehendes Ende der quantitativen Lockerungsmaßnahmen (QE) an.
SNB passt traditionelle Stellungnahme zum „überbewerteten Franken“ anDer Anstieg der globalen Wachstumsaussichten erhöht das Interesse der Anleger an riskanteren Anlagen/senkt das Interesse an Währungen mit niedrigeren Zinserträgen.

 

Quelle: Reuters, Western Union Business Solutions
 

Wichtige Daten für EUR/CHF im 1. Quartal 2018:

 

Dieses Währungs-Update wird uns zur Verfügung gestellt von Western Union Business Solutions.
Autor: Gerhard Scharinger, Head of Markets and Corporate Hedging


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