Ändert sich der Dollar, ändert sich alles…

05.05.2020
Wall Street
Steigt die globale Unsicherheit, steigt auch der US-Dollar. (Bild: pixabay/geralt)

COVID-19 sorgt derzeit für geradezu atemberaubende Veränderungen – auch auf den internationalen Währungsmärkten. Darauf sollten sich finanzielle Entscheidungsträger in allen Branchen einstellen und betrachten, welche möglichen Szenarien sich in den nächsten sechs bis zwölf Monaten ergeben und auf ihr Unternehmen auswirken könnten.

von Boris Kovacevic, Currency Analyst - CEE

Die wirtschaftlichen Folgen sind bereits schmerzhaft zu spüren. An dieser Stelle soll es jedoch um die Frage gehen: Was passiert, wenn der US-Dollar als Weltleitwährung in einen neuen Zyklus nachhaltiger Auf- oder Abwertung eintritt? Doch zunächst einige einleitende Fakten.

2019 – der erste Handelsabschwung seit einem Jahrzehnt

Schon vor COVID-19 zeigte die Weltwirtschaft erste Anzeichen von Schwäche. Ein zweieinhalbjähriger Handelskrieg zwischen den USA und China hatten die Wirtschaft bereits sichtlich geschwächt, bevor beide Länder im Januar 2020 einen „Waffenstillstand“ unterzeichneten. Erhöhte Handelsschranken und die aufgekommene protektionistische Rhetorik der politischen Elite trugen dazu bei, dass es laut dem World Trade Monitor von CPB im vergangenen Jahr zur ersten Kontraktion im weltweiten Handelsvolumen seit 2009 kam. Die globale Fertigungsindustrie mit ihrer erheblichen Abhängigkeit vom freien Warenverkehr und funktionierenden Lieferketten geriet unter massiven Druck und zeigte erstmals seit 2012 Rezessionserscheinungen, so der Global Index von J.P. Morgan.

Darüber hinaus konnten sich die Finanzmärkte und Unternehmen zum ersten Mal in der rund 300-jährigen Geschichte der Geldpolitik nicht mehr gänzlich auf die Zentralbanken als Kreditgeber der letzten Instanz verlassen. Infolge der amerikanisch-chinesischen Konfrontation und der zyklischen Verlangsamung der weltweiten Konjunktur hatten die Währungshüter bereits einen Großteil ihrer Munition verschossen. Im Zuge der geldpolitischen Lockerung sahen sich die Zentralbanken im vergangenen Jahr zu nicht weniger als 132 Zinssenkungen veranlasst. Das sind fast drei Mal so viele wie die 46 Zinssenkungen im Jahr 2018.

Und dann kam COVID-19

Dennoch sahen viele Experten über die Unsicherheiten aus dem Vorjahr weitgehend hinweg und gingen von der optimistischen Annahme aus, dass die Weltwirtschaft im Jahr 2020 schneller wachsen würde als in den beiden vorangegangenen Jahren. Unterstützt wurden sie dabei vom Internationalen Währungsfonds, welcher in seiner Prognose vom Januar 2020 nach 2,9 Prozent Wachstum des weltweiten BIP im Jahr 2019 ein Wachstum von 3,3 Prozent in diesem sowie von 3,4 Prozent im kommenden Jahr prognostizierte.

Zu jener Zeit hätte noch niemand für möglich gehalten, dass sich diese Vorhersage bereits im ersten Monat des Jahres erledigt haben könnte und der US-chinesische Handelsstreit durch einen größeren Unsicherheitsfaktor ersetzt werden würde – das Coronavirus. Es breitet sich über die ganze Welt aus und forderte bereits in den ersten drei Monaten über 70.000 Tote. Innerhalb von nur drei Februarwochen verloren die Börsenindizes von Großbritannien, Deutschland, Frankreich und den USA mehr als 30 Prozent an Marktkapitalisierung – ein Bärenmarkt in Reinform. Der Lockdown in vielen Ländern – unabdingbar, um die Folgen des Virus abzuschwächen und Leben zu retten – sorgt jedoch dafür, dass die wichtigsten Volkswirtschaften nun nicht mehr Wachstum, sondern Rezessionen zu erwarten haben.

Die verzweifelte Suche nach Liquidität: der US-Dollar im Fokus

Die Folgen von COVID-19 in Kombination mit historisch hohen Bewertungen an den globalen Kapitalmärkten verursachten einen Anstieg der Volatilität in allen Anlageklassen. Der Volatilitätsindex (VIX) für den US-Aktienmarkt – auch bekannt als das Angstbarometer der Wall Street – verzeichnete den größten Anstieg seit der Finanzkrise 2008. Typisch für eine Krise wie die aktuelle ist die hohe Nachfrage nach konservativen Wertanlagen wie Staatsanleihen, Gold und Währungen wie den Schweizer Franken. Was wir aber beobachten, ist ein nachhaltig gestiegenes Bedürfnis nach Liquidität, welches stärker auf die Märkte drückte als die Nachfrage nach Sicherheit. Die Geldknappheit und Flucht in die Liquidität beherrscht die Märkte.

Der intensive Drang zu Liquidität und Cash wird durch ein erhöhtes Risiko von Kreditausfällen bei angeschlagenen Unternehmen begleitet, welche derzeit weder ihre Produkte und Dienstleistungen noch ihre Schulden verkaufen können. Das gilt ganz besonders in Branchen wie dem Tourismus, Reiseverkehr und Freizeitangeboten, in denen die Anbieter verlorene Umsätze nur schwierig ersetzen können. Ohne Einkünfte bei fortlaufenden Verpflichtungen werden Insolvenzen wahrscheinlicher, was auch die Banken dieser Unternehmen unter Druck setzt. Hohe Preisvolatilität und -Risiken sowie die Unsicherheit vieler Wertanlagen sind weitere Faktoren hinter dem „Drang zum Dollar“.

Die Unsicherheit hatte zur Folge, dass alles veräußert wurde, was für US-Dollar verkauft werden konnte. Das hat dem handelsgewichteten Index des US-Dollars im März zu einem Drei-Jahres-Hoch verholfen, nicht weit entfernt vom Rekordwert aus dem Jahr 2002. Aus diesem Grund hat die Federal Reserve am 19. März neun Zentralbanken einen Notfallzugang zu so genannten Swaplinien im Wert von 450 Milliarden US-Dollar gewährt. Damit hat sie ein Zeichen gesetzt: das vom US-Dollar abhängige weltweite Finanzsystem soll stabil bleiben und die Nachfrage nach Krediten weiter bedienen können.

Warum jetzt jeder Dollars will

Im internationalen Handel werden etwa 40 Prozent aller grenzüberschreitenden Transaktionen in US-Dollar getätigt, mehr als die Hälfte aller Warenimporte in die EU werden in US-Dollar abgerechnet. Auch ohne Theorien wie das „Grassmansche Gesetz“ bemühen zu müssen, gilt grundsätzlich: wer international handeln will, braucht US-Dollars. Gerade in Schwellenländern wie Indien sind Unternehmen geradezu gezwungen, ihre Rechnungen in US-Dollar anstatt in ihrer Landeswährung zu stellen. Wenn die Menschen also glauben, dass der US-Dollar aufwerten wird, reagieren sie entsprechend und kaufen die Währung, wodurch sie seien Wert noch weiter nach oben treiben.

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