Die Kunst, Kunst zu betreuen

31.05.2022
Raum mit abstraktem Kunstwerk (Bild © AdobeStock/4th Life Photography)
Art Manager müssen Kunstwerke nicht nur verwalten, sondern auch instand halten und mögliche Risiken antizipieren und adressieren. (Bild © AdobeStock/4th Life Photography)

Eine der drängendsten Dienstleistungen für Kunstsammler, deren Sammlung eine bestimmte Grösse oder Komplexität erreicht, ist das Collection oder Art Management.

Um kurz- oder langfristig Schäden an den Kunstwerken oder den Verlust von Geld und Zeit abzuwenden, benötigt es Spezialisten. Der Kunstberater oder Galerist reicht hier oft nicht aus.

Auch für die jüngere Sammlergeneration, die immer häufiger Kunst online kauft, ist das Art Management ein unvermeidliches Thema. Der globale Kunstmarkt öffnet sich jedem, der ein Smartphone oder einen Computer besitzt. Jedoch sind dessen Teilnehmer mit immer mehr Regularien konfrontiert. Besondere Aufmerksamkeit sollte daher der Sorgfaltspflicht und der lückenlosen Dokumentation von Transaktionen geschenkt werden. Auch hier kann ein Art Management helfen, die richtigen Prozesse mit dem Sammler zu erarbeiten und bösen Überraschungen entgegen­zuwirken, wenn die Kunst später wieder verkauft oder vererbt werden soll.

Multitalent Art Manager

Im idealen Fall ist der Art Manager Kunsthistoriker, Registrar, Konservator und Administrator mit einem grossen Netzwerk an weiteren Spezialisten. Praktische Erfahrung im Umgang mit Kunst ist dabei ebenso unerlässlich, wie es spezifische Fachkenntnisse sind. Oft agieren Art Manager als Vertrauenspersonen des Sammlers, da sie mit sehr persönlichen und sensiblen Daten umgehen. Die Schlüssel­wörter sind Vertrauen und Diskretion. Der Gewinn für beide Seiten liegt häufig in einer langjährigen, nicht selten in einer jahrzehntelangen Zusammenarbeit.

Mit einer Inventarisierung der Sammlung schafft der Art Manager die Grundlage für alle weiteren Aufgaben. Dabei hält er alle wichtigen Daten eines Kunstwerkes fest, seinen Standort, seinen Zustand, und erstellt eine lückenlose Fotodokumentation. Die digitalen Kunstdatenbanken bieten Listen und Verzeichnisse auf Knopfdruck, ideal für Versicherungs- und Steuer­zwecke. Auf dem Smartphone oder dem Tablet ermöglichen diese Anwendungen dem Sammler, jederzeit und überall den Überblick über die Sammlung zu behalten, sei es im Feriendomizil, auf der Kunstmesse oder in der Galerie.

„Leibarzt“ der Kunst

Die Datenbank ist ein wichtiges Werkzeug, jedoch erkennt sie nicht die richtige Verpackung für ein Kunstwerk oder die beste Transportmethode, wann es konservatorische oder restauratorische Betreuung braucht, wie es unter den richtigen Licht- und Temperaturverhältnissen zu installieren ist oder wie es gerahmt und präsentiert werden soll. „Wir agieren wie Leibärzte, die für das Wohlergehen, die Sicherheit und das Weiterleben eines Kunstwerkes zuständig sind“, erklärt Birgit Gudat, Head Art Management bei KENDRIS. Es bedarf der kontinuierlichen Überwachung und Dokumentation einer Sammlung, um physische, aber auch monetäre Verluste zu vermeiden.

Besonders Kunstwerke von (kunst)historischer oder kultureller Bedeutung haben eine Gültigkeit jenseits der Sammlung, in der sie aufbewahrt werden. Ein profes­sioneller Art Manager wird sich stets bemühen, das kulturelle Erbe zu schützen und zu bewahren.

Risiken antizipieren

Die Rolle des Art Managers ist es, Risiken in Bezug auf den Zustand zu antizipieren und zu adressieren. In der Regel wird er dabei unterstützt von Restauratoren, Spezialisten und Art Handlers. Manche Kunstwerke benötigen regelmässige Reinigung oder Schädlingsbekämpfung, zum Beispiel bei Holz, textilen oder pflanzlichen Komponenten. Andere setzen Flugrost an, der entfernt werden muss, oder der Alterungsprozess verlangt den Austausch ganzer Bestandteile. Hier ist konservatorisches Wissen ebenso gefragt wie kunsthistorisches. Letzteres ist unerlässlich, wenn es um die Schätzung von Kunst geht, oder die Abklärung der Provenienz.

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