Für den Job ins Ausland
Zwei scc-Mitarbeitende, die den Schritt in die Schweiz gewagt haben, im Interview

20.02.2024
Dämmerung in Zürich
Zürich ©Scholz_Ivo

Unser Mitglied scc hat ihr berufliches Spielfeld mit einer neuen Niederlassung in der Schweiz erweitert. Einhergehend mit dem Wachstum an Mitarbeiter:innen und deren Wissen, Können und Erfahrung vor Ort, hat SAP das IT-Unternehmen vor ein paar Monaten in der Schweiz ebenfalls zum offiziellen Partner ernannt. 

Dafür konnte scc nicht nur neue lokale Mitarbeiter:innen gewinnen, sondern greift auch auf erfahrene zurück. Auf solche, die das Abenteuer „Auswandern“ wagten und bereit sind, einen neuen Standort aktiv mit aufzubauen. Sie nennen sie ihre scc- Pionierinnen und -Pioniere und zwei davon haben wir zum Interview gebeten. Los geht’s!

Der Ort des Geschehens: die neue scc-Niederlassung in der Schweiz

Zunächst möchten wir euch noch den Ort des Geschehens in Erinnerung rufen: das neue scc Büro in Zürich. Es befindet sich in der Nordstraße, unweit des Limmat-Ufers, und nur einen Katzensprung vom Hauptbahnhof oder der Liebfrauenkirche entfernt. Hier, im Herzen Zürichs, gehen bisher elf Mitarbeiter:innen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland ans Werk – darunter auch Cathrin und Stephan. Wir wollen sie euch kurz vorstellen:

 

boeck_cathrin_2.jpgCathrin Böck

Sie arbeitet in der Business Unit Finance and Controlling und ist auch für diese Module in die Schweiz gekommen. Da ihr erster Kundentermin gleich bei einem Go-live stattfand – ein eher ungewöhnliches Szenario –, konnte sie rasch und tief in ein neues Projekt eintauchen. Jetzt, wo die Hypercare-Phase abgeschlossen ist, ist sie in der IT beim Kunden angesiedelt und unterstützt die Kreditorenbuchhaltung bzw. das Finance Team in puncto Umsetzungen und Verbesserungen.

 

Stephan Madlmayrmadlmayr_stephan2_2.jpg

Er ist seit 2019 bei scc und durch seine Spezialisierung im SAP Digital Manufacturing wird er auch zusätzlich weiterhin in Österreich gebraucht. Daher sind die Grundzüge seines Aufgabenbereiches gleichgeblieben. Er arbeitet also weiterhin an bestehenden Projekten. Es hat sich aber auch rasch Neues in der Schweiz aufgetan.

Und nun springen wir mitten hinein in den Erfahrungsschatz der scc-Pionierinnen und -Pioniere.

Warum habt ihr euch dazu entschieden, in die Schweiz zu gehen?

Stephan: Bei mir waren Neugier und Abenteuerlust die treibenden Kräfte. Meine Freundin war allerdings anfangs dagegen. Ich habe ihr dann alle Vorteile aufgezählt. Und so sind wir schlussendlich zu zweit in die Schweiz. Jetzt im Nachhinein sagen wir auch beide, dass es die wichtige Entscheidung war. Einfach einmal raus aus dem gewohnten Umfeld und rein in das Ungewisse. Man lernt auch menschlich sehr viel und kann sich alles neu strukturieren.

Cathrin: Ich kann bereits auf eine Expat-Erfahrung zurückgreifen, denn ich lebte zwei Jahre in Malaysien – allerdings damals noch unverheiratet und ohne Kinder. Zu jener Zeit war das eine Entscheidung von einer Stunde. Diesmal habe ich mir mehr Zeit zum Nachdenken genommen, insbesondere, weil nun Kinder im Spiel sind und diese aus der gewohnten Umgebung gerissen werden. Aber: Als dieses Mail kam mit der Frage, ob jemand Interesse hätte, haben alle Familienmitglieder gleich gerufen: Ja! Es war also von Anfang an eine gute Grundmotivation da. Und somit war diese Entscheidung dann wiederum doch nicht so schwierig, weil alle gewusst haben, das kann ein nettes Abenteuer werden. Zudem finde ich: Wenn man einmal so eine Auslands-Erfahrung gemacht hat, dann fällt einem die Entscheidung bei der nächsten Möglichkeit vielleicht ein wenig leichter. Klar kann es herausfordernd sein, aber es ist auch unglaublich bereichernd. Und wir wollten das auch unseren Kindern einmal zeigen, damit sie später vielleicht solche beruflichen Chancen nutzen. Ich finde die Idee der scc generell großartig, diesen Schritt zu gehen. Und das auch so zu machen, dass dabei Synergien genutzt werden können.

Wie reagierte der Freundes- und Bekanntenkreis auf den Plan?

Stephan: Viele waren anfangs erstaunt. Aber wir haben uns dann rasch darauf geeinigt, dass wir uns abwechselnd besuchen. Bei den Vereinen war es etwas schwieriger, einen Ersatz für mich zu finden, denn ich war langjähriges Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, des Roten Kreuzes und der Pfadfinder. Aber das hat sich alles regeln lassen.

Cathrin: Ganz überrascht war niemand – aufgrund meiner Vorgeschichte. Was ich allerdings schon öfter zu hören bekommen habe, war: „O wow, eine Frau mit zwei Kindern macht das!“ Bei Männern kommt das ja öfter vor. Aber letztendlich haben es alle positiv aufgenommen.

Vorab gab es die Möglichkeit, sich das Ganze anzusehen – habt ihr das genutzt?

Cathrin: Ja, und ich habe das als sehr wertvoll empfunden. Man konnte sich das Ganze als Familie vorab anschauen, ein Gefühl dafür bekommen, was einen erwartet und sich die Umgebung, die Wohnsituation oder die Schulen ansehen. Das hat die Ungewissheit gezügelt und das war für uns letztendlich auch ausschlaggebend, um zu sagen, das wollen wir probieren!

Stephan: Ja, und da war auch Georg, der Chef der Schweizer Niederlassung, gleich so frei und hat beim Knüpfen von ersten Kontakten geholfen, was auch die Jobsuche meiner Freundin erleichterte.

Gab es davor schon Berührungspunkte mit der Schweiz?

Stephan: Mein Vater hatte bereits berufliche Berührungspunkte mit der Schweiz, wobei diese Kontakte zu Freundschaften wurden. Deswegen war ich als Kind öfter auf Urlaub in der Schweiz.

Cathrin: Jein. Das Headquarter meines vorherigen Arbeitgebers war in Genf. Doch obwohl das auch die Schweiz ist, fühlt es sich etwas anders an. Sprachlich und kulturell gesehen.

Welche herausfordernden Vorbereitungen galt es zu meistern?

Stephan (lacht): Das Abklären steuerlicher Aspekte kann man als äußerst spannend bezeichnen.

Cathrin: Das kann ich bestätigen, das ist schon ein herausforderndes Thema.

Stephan: Abseits von Wegzugsteuer, Aufenthaltserlaubnis und Co. ist die Wohnungssuche herausfordernd. In der Schweiz ist es üblich, zunächst zur Besichtigung zu fahren, wie viele andere durchgeschleust zu werden und erst dann den Zettel zu bekommen, mit dem du dich bewirbst.

Cathrin: Ohne, dass wir den jeweiligen Arbeitgeber inklusive Kontaktperson beider Personen, die einziehen wollen, bekanntgegeben hätten, hätten wir auch das Bewerbungsschreiben gar nicht abgeben können. Von großem Wert war daher, dass uns Georg diesbezüglich geholfen hat. Was mir positiv aufgefallen ist: Wir wohnen hier in einem Ort mit 11.000 Einwohnerinnen und Einwohnern und selbst die Gemeindemitarbeitenden kennen uns namentlich, schließlich erledigt man so viele Dinge dort persönlich. Es gibt also eine große Transparenz und eine viel engere Beziehung zur Gemeinde.

Worauf habt ihr euch am meisten gefreut?

Cathrin: Auf den See! Also das Wohnen am See und die sportlichen Möglichkeiten. Das finde ich grandios. Beruflich habe ich mich darauf gefreut, bei neuen Projekten mitwirken zu können und gleichzeitig zu wissen, dass damit auch der Standort wachsen wird.

Stephan: Das sehe ich genauso. Wir sind ein kleines, familiäres Team – das ist sehr angenehm. Und ich wohne direkt am Rheinfall – landschaftlich ist das auch ein Traum. Ebenso schätze ich hier die schönen Altstädte. Man legt großen Wert darauf, diese zu erhalten.

Wovor hattet ihr am meisten Angst?

Cathrin: Ich hatte Bedenken, ob es jedem Kind hier gefallen würde, ob sie Anschluss finden und ob schulisch alles klappt. Das hat sich zum Glück alles sehr gut entwickelt und mit dem Schulsystem habe ich bis dato nur gute Erfahrungen gemacht.

Stephan: Dem kann ich mich nur anschließen. Angst war nie wirklich da, allenfalls Respekt vor der Veränderung. Und ich hoffte, dass es auch meiner Freundin gefallen würde.

Gab es Aspekte, die euch leichter gefallen sind als angenommen?

Stephan: Die Sprache war für mich leichter, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich kenne natürlich noch nicht alle Dialekte und der Züricher Dialekt gilt als einer der einfacheren, aber in Summe komme ich gut damit klar.

Cathrin (lacht): Okay, gänzlich anderer Zugang zu dem Thema als bei mir! Ich dachte mir vorab: Was kann daran so schwierig sein, das ist doch Deutsch! Aber gerade in Situationen, in denen viele Schweizer beisammen sind und inhaltliche Themen diskutieren, finde ich es schwierig, erfordert es doch jede Menge Konzentration! Auf der anderen Seite sind die Schweizer unglaublich charmant und rücksichtsvoll. Meine Kinder sprechen eigentlich Hochdeutsch in der Schule, aber sie können Schweizerdeutsch schon weitaus besser als ich. Und sie haben großen Spaß daran, sich in dieser „Geheimsprache“ zu unterhalten. Ich muss auch gestehen: Gleich, als wir hier ankamen, haben wir seitens der Schule einen Zettel bekommen, auf dem vermerkt war, was mitzubringen ist. Ich brauchte doch tatsächlich teilweise den Google-Übersetzer.

Abseits der Sprache – welche kulturellen Aspekte haben euch überrascht?

Stephan: Natürlich gibt es auch Ausreißer, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Schweizer:innen etwas zurückhaltender sind – zumindest anfangs. Neue Kontakte zu knüpfen, fand ich aber trotzdem nicht allzu schwer, vorausgesetzt, man bemüht sich. Ich bin beispielsweise oft in der Kletterhalle oder auf Veranstaltungen und treffe dort neue Leute.

Cathrin: Als gar so zurückhaltend empfinde ich sie nicht, eher amikal. Aber es kommt natürlich ganz darauf an, mit wem man in welchem Kontext zusammentrifft. Manche haben mich davor auch gewarnt, dass es schwierig werden könnte, Anschluss in einem Dorf zu finden. Aber ich war positiv überrascht. Und gerade durch die Kinder gab es von Anfang an viele Anknüpfungspunkte.

Stephan: Ein kurioses Event, auf dem wir waren, war das sogenannte „Knabenschießen“. Dabei handelt es sich um eine Art Volksfest, bei dem Kinder und Jugendliche einen Schießwettbewerb abhalten. Und das ist eine richtig große Sache in Zürich.

Cathrin: Für Österreicher:innen eher ungewöhnlich, also Schießsport für Kinder und Jugendliche. In der Schweiz ist das aber ein großes Thema.

Gibt es etwas, das ihr von Österreich vermisst – beruflich oder privat?

Cathrin: Beruflich insofern deswegen nicht, Österreich bzw. die scc Österreich sind dann doch so nahe. Und hat man das Bedürfnis, sich auszutauschen, dann macht man das einfach. Vielleicht nicht unbedingt physisch, aber zum Beispiel mittels eines Calls. Das ist auch eine große Stärke der scc, dass das Umfeld so kooperativ ist. Und privat: Als einziges geht mir meine Laufpartnerin ab! Und natürlich die Großeltern, die in Österreich stark in die Kinderbetreuung involviert waren! Zum Glück kommen sie uns alle paar Wochen besuchen.

Stephan: Mit dem Sport geht es mir ähnlich. Ich hatte in Österreich eine Klettergruppe aufgebaut – und das fällt jetzt weg. Ich versuche aber, so etwas auch in der Schweiz zu machen. Was mir sonst noch abgeht, sind die Käse-Leberkäse-Semmeln, weil die gibt es gar nicht in der Schweiz.

Konntet ihr die Schweiz schon ein Stück weit erkunden?

Cathrin (lacht): Ja, also ich zähle erst einmal alle Klischees auf: Wie viele Fondues und Raclettes ich hier schon hatte, darüber habe ich bereits den Überblick verloren. Vor allem aber begeistert mich die Natur – wir haben in der unmittelbaren Umgebung schon einiges entdeckt. Und wir konnten auch an der Läderach-Manufaktur nicht vorbei, also das nächste Klischee: Schokolade. Meine Kinder haben zudem in einem Buch markiert, welche Destinationen sie als nächstes sehen möchten.

Stephan: Wir haben schon viel unternommen und waren so ziemlich jedes Wochenende woanders. Zunächst haben wir die größeren Städte besichtigt.

Und was steht noch auf dem Plan?

Stephan: Viele Wanderungen und Klettertouren! Und wir wollen auch noch einige der vielen Seen besuchen. Mein Plan wäre es zudem, den Motorboot- bzw. Segelführerschein zu machen, damit ich damit auf dem Bodensee fahren kann.

Cathrin: Das hätte ich mir auch zum Ziel gesetzt.

Wie lange habt ihr vor, dort zu bleiben?

Stephan: Wir haben diesbezüglich keine konkreten Pläne. Es gefällt uns hier sehr gut und passt perfekt zu unserem derzeitigen Lebensabschnitt. Alles andere wird sich weisen.

Cathrin: Dem schließe ich mich an.

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