Ganbei! – Investieren in Asien
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14.03.2019
Skyline von Shanghai bei Nacht ©iStock by getty/E+

„Ganbei“ heisst auf Chinesisch so viel wie „auf ex“. Der Spruch sollte, so wie auch andere kulturelle Eigenheiten, jedem Investor, der sich in Asien engagieren möchte, bekannt sein.

Dietmar Schwank kennt die Region sehr gut. Er betreut bei der Aussenwirtschaft Austria der Wirtschaftskammer Österreich die Region Asien und Ozeanien und hat auch selbst mehrere Jahre in Asien gelebt. Er gab für die HKSÖL einen Überblick über die aktuellen Wirtschaftstrends in und aus der Region: „Viele der Trends, die jetzt Europa betreffen, kommen aus China.“ China ist für ihn immer noch der Wachstumstreiber in Asien. Es sei der „weisse Elefant“, also „jemand, über den man spricht oder nicht, der aber das Handeln aller beeinflusst“.

Nachfragetreiber

Auch wenn die Zahlen derzeit ein wenig zurückgehen: Das Wachstum in Asien sei immer noch sehr hoch. Als Nachfragetreiber sieht Schwank unter anderem die Grösse der Märkte, die Urbanisierung, den Innovationsdruck und den steigenden Binnenkonsum. Gerade in letztem Punkt habe eine Transformation weg von der ausschliesslichen Exportorientierung hin zur Bedienung des Binnenmarkts stattgefunden. Daher ortet Schwank auch eine Chance für Österreich, sich mit Konsum- und Luxusgütern zu positionieren. Natürlich gebe es auch Risken für Investoren – von Protektionismus über grosse Konkurrenz bis zum steigenden Lohnniveau in China.

Mehr als nur Höflichkeit

Roman Seligo, Partner bei Pendl Piswanger und Partner und Professor an der Webster University, kennt die unterschiedliche Kultur, die in Asien das Wirtschaftsleben bestimmt. Respekt und Beziehungsaufbau stünden weit mehr im Vordergrund als in anderen Regionen der Welt. Prinzipien wie Seniorität würden Vertretern der westlichen Welt, wo Führungsansprüche wesentlich weniger an das Alter von Personen gebunden sind, oft Schwierigkeiten bereiten.

Verhandeln in „Spiralen“

Ebenso die Verhandlungskultur, die für Europäer sehr gewöhnungsbedürftig sei. So würde in „Spiralen“ verhandelt und es brauche viele Durchgänge, um zu verbindlichen Ergebnissen zu gelangen. Geschäftsessen, Geschenke oder „Ganbei“ – das Einander-Zutoasten – seien wesentliche, oft sehr genau reglementierte Bestandteile einer Verhandlung. Dass es sich dabei um mehr als Höflichkeit handle, betonte Seligo eindrucksvoll: „Ein Grossteil der nicht zustande kommenden Investitionen scheitert an mangelnder kultureller Integration.“

Schliesslich komme es aber natürlich auch sehr stark darauf an, was das Gegenüber zu bieten habe, denn „Chinesen haben vor allem Interesse an Technologie und Patenten“.

Yuan holt auf

Für Gerhard Scharinger, Head of Markets and Corporate Hedging Western Union Austria, ist der Ferne Osten ebenfalls ein bedeutender Zukunftsmarkt, weil „wir immer globaler werden; immer mehr KMU gehen heute in mehr als sechs Länder“. Er beschäftigte sich im Anschluss mit der Frage, wie man mit den unterschiedlichen Währungen umgehen müsse.

Heute sei die wichtigste Währung in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit China der US-Dollar. Auch der Euro werde immer wieder genutzt. Eine derzeit noch untergeordnete Rolle spiele der chinesische Yuang (CHN), über den nur ein wenig mehr als 1 % der Geschäfte mit China abgewickelt werden.

Währungsentwicklung als Chance

Die Entwicklung der Währung stehe aber in enger Korrelation zu Euro und Dollar. Vorübergehende Divergenzen seien nicht negativ zu sehen, sondern würden grosses Potenzial für Exporteure darstellen. Trotzdem würden nach wie vor 80 % der Geschäfte mit China in USD abgewickelt. Hier sucht man laut Scharinger auch nach neuen Wegen: „Wir in Europa sind abhängig davon, dass die Beziehungen USA-China funktionieren. Aber die nationale Währung ist in den letzten zehn Jahren zu einer interessanten Alternative geworden.“

FOTO: iStock by getty/E+

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