KI zwischen Tempo und Verantwortung
Ein interaktiver Abend über Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz.

v.l.n.r. Roman Haltinner, Mike Duggan, Maria Pisa, Urs Weber, Christian Sebregondi © Jasmin Frei
v.l.n.r. Roman Haltinner, Mike Duggan, Maria Pisa, Urs Weber, Christian Sebregondi © Jasmin Frei
Montag, 03.11.2025 - 18:00 - 22:00
Ernst & Young AG Zürich, Maagplatz 1, 8005 Zürich

Am 3. November 2025 trafen sich rund 70 Führungskräfte aus Wirtschaft und Technologie im EY-Auditorium Zürich zu einem interaktiven Abend über Chancen und Risiken Künstlicher Intelligenz. EY Switzerland und Kyndryl Switzerland führten durch ein Format mit einer Kombination aus Keynote und Simulation. Den Abschluss bildete eine Paneldiskussion mit Roman Haltinner (Partner, EY), Mike Duggan (Consulting Lead, Kyndryl Schweiz), Christian Sebregondi (Head Artificial Intelligence, ZKB) und Moderator Adrian Ott (Chief AI Officer, EY). Im Zentrum der Gesprächsrunde standen die Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung und ihre gesellschaftlichen Implikationen.

Reifegrad, Nutzen und Risiken

Die Keynote von Adrian Ott zeigte den Sprung bei generativer Medienproduktion und Voice-Agenten. Zugleich erläuterte er typische Fehlermuster großer Sprachmodelle ein (u. a. Halluzinationen oder fehlerhafte Quellen) und betonte die Grenzen webgestützter Antworten ohne gründliche Quellenprüfung. Ein Sicherheits-Showcase demonstrierte, wie agentische Systeme manipuliert oder Daten abgegriffen werden können – ein Hinweis darauf, wie wichtig Kontrolle und Quellenprüfung bleiben. Außerdem wurden Risiken wie Datenabflüsse und mögliche Jailbreaks veranschaulicht.

Tempo als Game-Changer

Roman Haltinner (EY) verdeutlichte den Geschwindigkeitsunterschied zu früheren IT-Wellen: Die KI-Entwicklung verläuft nicht in langsamen Release-Zyklen, sondern in sprunghaften, kontinuierlichen Sprints. Modelle verbessern sich im Wochenrhythmus, Funktionen wandern unmittelbar in Produkte, und Lernkurven laufen weiter während Teams noch implementieren. Statt monatelanger Patch-Phasen dominiert die Always-On-Weiterentwicklung: vom Modell-Update bis zum Agentenverhalten. Das führt dazu, dass Entscheidungen unter höherem Tempo, Risiken gleichzeitig gesteuert und Fähigkeiten fortlaufen ausgebaut werden müssen. Denn wer seine Anpassungszyklen nicht deutlich verkürzt, verliert den Anschluss.

Jeder redet über AI – wer verdient damit?

Mike Duggan (Kyndryl) brachte den Realitätscheck: In den Medien entstehe oft der Eindruck, es werde viel über KI gesprochen, aber wenig verdient. Er verwies auf aktuelle Management-Erhebungen, nach denen Unternehmen breit in KI investieren, steigende Budgets erwarten und unter Renditedruck ihrer Investoren stehen. Das Panel ordnete dies als Zeichen eines tiefgreifenden, langfristigen Wandels ein – kein vorübergehender Hype, sondern ein seismischer Umbruch, getragen von ineinandergreifenden Dynamiken aus Technologie, Kapital, Talent und Regulierung. Die Konsequenz: klare ROI-Pfade, skalierbare Use-Cases und ein konsequenter Aufbau von Governance und Umsetzungskompetenz sind gefragt.

Sicher starten, breiter lernen

Christian Sebregondi (ZKB) schilderte ein Praxisbeispiel aus der Finanzbranche: Der KI-Einsatz startete in einer abgesicherten Azure-Umgebung ohne direkte Kundeninteraktion. Zum Schutz vor Datenabflüssen wurden interne Zugriffe und klare Sicherheitsbarrieren definiert. Über 75 % der Mitarbeitenden sind geschult und nutzen die Umgebung für kontrollierbare, verifizierbare Prozesse wie E-Mail-Intake und Summarization.

Menschen & Tempo: Die „letzten 1 %“

Auch bei einer Automatisierung von 95 bis 99 Prozent bleiben rund ein Prozent komplexe Sonderfälle, die fachliche Expertise und menschliche Entscheidung erfordern. Damit diese zuverlässig gelöst werden, sollten Organisationen früh Ausbildungspfade, klare Eskalationswege und interdisziplinäre Teams etablieren – ergänzt durch Weiterbildung und Praxis-Playbooks. Darin waren sich alle Panelisten einig.

Vorstandssitzung mit 10 Mio. Investitionsrahmen

Höhepunkt war die von Maria Pisa (EY) moderierte Board-Simulation. In Rollen-Pitches von Roman Haltinner (als CEO), Mike Duggan (als CIO) und James Packer (EY) (als CISO) entschieden die Teilnehmenden als fiktiver Aufsichtsrat über die Allokation eines Investitionsbudgets von 10 Mio. CHF. Bewertet wurden ROI, Effizienz, Security und Kompetenzaufbau. Das Ergebnis: konkrete Transformationspfade mit klaren Meilensteinen – vom Pilotprojekt bis zur Governance-Struktur.

 

 

Mit freundlicher Unterstützung von

 

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