Stadtlogistik im Wandel

23.05.2019
Foto von Wien bei Nacht
Städte brauchen neue Arten von Infrastruktur, die den Anforderungen der wachsenden Bevölkerung Rechnung tragen. (Foto: iStock by Getty/delectus)

Die Stadtlogistik ermöglicht es, dass Bewohner und Unternehmen mit Waren und Dienstleistungen versorgt werden und die Entsorgung organisiert wird. 

Derzeit sieht sich die Stadtlogistik mit starken Herausforderungen konfrontiert, die einen Wandel notwendig machen. Im Folgenden werden ausgewählte Herausforderungen genauer beleuchtet und Lösungsansätze präsentiert.

Wachsende Städte

Die Urbanisierung nimmt zu. Viele Personen ziehen in die Städte. Dies bedeutet aus logistischer Sicht ein steigendes Volumen an zu transportierenden Waren, wobei dafür notwendige Infrastrukturanpassungen häufig nur langsam vorgenommen werden. Gleichzeitig bedeutet dies oft auch ein starkes Wachstum an Bautätigkeit, verbunden mit den Herausforderungen der Baustellenlogistik, sowie eine Steigerung der Kosten für innerstädtische Flächen und Gebäude. Die Herausforderung für die Logistik besteht darin, ihre Aufgaben gewinnbringend zu erfüllen und gleichzeitig sozial und ökologisch verträgliche Lösungen zu entwickeln.

Sich ändernde Konsumentenbedürfnisse

E-Commerce wächst sehr stark und hat steigende Paketmengen zur Folge. Gleichzeitig nimmt die  Bereitschaft der Kunden, auf Güter zu warten, tendenziell ab. Lieferfenster sind oft eingeschränkt. Dies führt oft zu geringen Auslastungen der Lieferfahrzeuge und damit verbunden zu hohen Kosten. Um auf diese Bedürfnisse zu reagieren, wurden Lösungen entwickelt, um Lieferungen unabhängiger von der Anwesenheit der Kunden zu gestalten. Dazu gehören Kofferraumlieferungen, Zustellboxen und Abholwände. Kooperative Lieferungen ermöglichen eine bessere Nutzung der Ressourcen.

Neue gesetzliche Vorgaben

Um eine Reduktion der Emissionen in den Städten zu erreichen, implementieren immer mehr Städte gesetzliche Massnahmen, die Lieferungen in die Städte, insbesondere Innenstädte, limitieren. So kommt es zu (temporären) Fahrverboten sowie Verboten von Fahrzeugen mit bestimmten Antrieben. Verschiedene Lösungen wurden in der Vergangenheit bereits erarbeitet, um auf diese Herausforderungen zu reagieren. Dazu zählen der Einsatz von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben und der verstärkte Einsatz von Lastenfahrrädern. Es gibt auch Ideen, Lieferungen stärker unterirdisch zu verlagern.

Neue Technologien

Neue Produktionssysteme der Industrie 4.0 schaffen neue Anforderungen für die Logistik, die flexibler und rascher auf Kundenbedürfnisse reagieren muss. Neue Technologien wie selbstfahrende Fahrzeuge beeinflussen die Logistikservices der Zukunft, bieten neue Chancen und Optionen. So experimentieren Zusteller mit Zustellrobotern und Drohnen.

Vergangene Stadtlogistik-Projekte erzielten gemischte Erfolge. Viele Initiativen mussten nach relativ kurzer Zeit, oft nach dem Auslaufen öffentlicher Förderungen, wieder eingestellt werden. Um den Erfolg sicherzustellen, ist es bei der Evaluierung von neuen Konzepten notwendig, alle relevanten Stakeholder einzubinden. Neben der Rentabilität ist auch die Akzeptanz in der Öffentlichkeit entscheidend. Weiters sind die Lösungen auf technische sowie auf gesetzliche Machbarkeit zu prüfen. Bei Lösungsvorschlägen, die auf die kooperative Nutzung von Ressourcen zwischen Unternehmen abzielen, ist es notwendig, strategisch-kompetitive Überlegungen und wettbewerbsrechtliche Hürden miteinzubeziehen.

„Die Urbanisierung bedeutet einen Anstieg beim Volumen von ­Warenlieferungen.“

Tina Walkobinger PHD

 

Tina Wakolbinger PHD

ist Professorin für Supply Chain Services and Networks an der Wirtschaftsuniversität Wien. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit Fragen des nachhaltigen Supply Chain Managements.

 

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