Städtetourismus von Covid-19 besonders betroffen

15.05.2020
Wien Österreich
Der Tourismus ist ein wesentlicher Treiber der Wirtschaft in Städten. Mehr als dreiviertel der Touristen stammt aus dem Ausland. (Bild: pixabay/tookapic)

Mehr als drei Viertel des Tourismusaufkommens in Österreichs Bundeshauptstadt und den Landeshauptstädten kommt aus dem Ausland. Die Städte spüren die Auswirkungen der Corona-Krise daher besonders deutlich.

Sie appellieren an die Politik, eine Gleichbehandlung der Ganzjahresbetriebe sicherzustellen und für Planungs- und Rechtssicherheit bei Veranstaltungen zu sorgen. Die Österreich Werbung rufen sie auf, Städte als integralen Bestandteil in ihre Inlandskampagne einzubeziehen.

Städtetourismus war bisher der Wachstumsmotor für den österreichischen Tourismus. Die Nächtigungen in den Landeshauptstädten und Wien entwickelten sich in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich dynamischer als die Nächtigungen in Gesamtösterreich. Von 2000 bis 2019 haben sich die Übernachtungen in den neun Städten mit einem Plus von 108% mehr als verdoppelt, österreichweit stiegen die Nächtigungen in diesem Zeitraum um 34%. Der Anteil der neun Städte am gesamtösterreichischen Nächtigungsaufkommen stieg von 11% im Jahr 2000 auf 17% im Jahr 2019, bei den Ankünften wuchs der Städteanteil im selben Zeitraum sogar von 22% auf 27%.

Gleichbehandlung von Ganzjahresbetrieben gefordert

Auch 2019 war der Tourismus ein wesentlicher Treiber für die Wirtschaft in den neun Städten, die in diesem Jahr ein respektables Gesamtergebnis von 26 Millionen Gästenächtigungen erzielten. Mehr als drei Viertel davon (78%) stammen von ausländischen Gästen, besonders stark wuchs die Nachfrage zuletzt aus Fernmärkten. Mit großer Sorge blickt die „ArGe Städte“, die Tourismuskooperation der österreichischen Landeshauptstädte und der Bundeshauptstadt, nun auf die kommenden Monate.

„Wir verstehen, dass in der aktuellen Situation tiefgreifende Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie notwendig sind. Als ‚ArGe Städte‘ weisen wir aber darauf hin, dass dies tiefgreifende Auswirkungen auf den Städtetourismus haben wird. Der Inlandstourismus allein kann die Hotelbetten in den Städten niemals füllen, unzählige Ganzjahresjobs stehen auf dem Spiel. Unser dringender Appell an die zuständigen PolitikerInnen ist, eine Gleichbehandlung der bundesweiten Beherbergungsbetriebe und somit von Ganzjahres- und Saisonbetrieben sicherzustellen“, richtet Norbert Kettner, Direktor des WienTourismus und Vorsitzender der „ArGe Städte“ eindringliche Worte an die Politik. „Wir hoffen, dass sich die Situation in den europäischen Ländern möglichst bald stabilisieren wird und wünschen uns, sobald dies epidemiologisch unbedenklich ist, eine schrittweise Grenzöffnung innerhalb der Europäischen Union. In einer ersten Phase könnte das Reisen in einzelnen Regionen wieder ermöglicht werden.“

Planungssicherheit für Kongresse, Kultur und Sport

Die Einbrüche im Tourismus wirken sich aber nicht nur auf Tourismusbetriebe aus, sondern etwa auch auf Restaurants, Shops oder Kultureinrichtungen. Eine wichtige Säule im Städtetourismus sind zudem Veranstaltungen.

„Derzeit gilt das Veranstaltungsverbot bis Ende Juni. Die Städte brauchen aber über diesen Zeitraum hinaus Rechtssicherheit und damit Planbarkeit für Indoor- und Outdoor-Veranstaltungen“, so Kettner. Gerade in den Sommermonaten finden von den Bregenzer Festspielen bis zur Oper im Steinbruch St. Margarethen, von den Salzburger Festspielen bis zum Impuls-Tanz in Wien zahlreiche Kulturevents statt, die Anlass sind, um eine Städtedestination zu besuchen.

Auch einige Großveranstaltungen aus dem Kongress-Sektor wurden in den Sommer verschoben, andere größere und kleinere Kongresse und Firmenevents mussten bereits abgesagt werden. „Dies trifft die Städte besonders hart. Denn Kongresse stehen nicht nur für Wissensaustausch auf höchstem Niveau, sondern auch für besonders hohe Wertschöpfung und Umsätze“, berichtet Kettner.

Inlandskampagne als wichtiger Impuls

Diverse Studien zeigen, dass sich der Städtetourismus nach Krisen für gewöhnlich schneller erholt als andere Bereiche, da die Nachfrage bald wieder gegeben ist. „Da diesmal aber sowohl Angebot als auch Nachfrage eingebrochen sind, können wir erst für 2021 wieder mit einem Normalbetrieb rechnen“, kündigt Kettner an. Umso wichtiger sei es, dass die Player im österreichischen Tourismus nun an einem Strang ziehen und diese Krise gemeinsam meistern.

„Als ‚ArGe Städte‘ begrüßen wir, dass die Österreich Werbung bereits an einer Inlandskampagne arbeitet, um den Tourismus zum richtigen Zeitpunkt wieder aktivieren zu können. Wir bestärken die Österreich Werbung darin, Städte als integralen Bestandteil in diese Kampagne miteinzubeziehen“, so Norbert Kettner stellvertretend für die gesamte „ArGe Städte“.

Dominoeffekt für andere Branchen

Keine andere Branche spürt derzeit die Auswirkungen der Corona-Krise auf Umsätze und Beschäftigung so massiv wie Tourismus und Gastronomie. Eine Analyse der Federal Reserve Bank of St. Louis, USA, zeigt allerdings, dass sich Krisen im Tourismus in einem Dominoeffekt auch auf andere Sektoren ausweiten können. Demnach könnten die Gesamtauswirkungen fast 50% höher werden als die anfänglichen Verluste im Tourismus vermuten lassen. Dies unterstreiche somit die Notwendigkeit für die Politik, Tourismusbetriebe entsprechend zu unterstützen, aktuelle Maßnahmen laufend zu evaluieren und gegebenenfalls anzupassen. „Unser Wirtschaftssystem ist eng verflochten. Wir dürfen den Tourismus nicht als abgesonderte Branche sehen. Er ist vielmehr eine unverzichtbare Basis für viele weitere Wirtschaftsbereiche, Wissenschaft und Forschung“, fasst Norbert Kettner abschließend die Bedeutung des Tourismus zusammen.

 

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