STARKE Waren
Ein Interview mit Martin Hirzel

20.12.2021
Swissmem unterstützt seine Mitgliedsfirmen unter anderem beim Aufbau einer zusätzlichen Einnahmequelle (c) Buehler

Die Industrie ist in allen drei Ländern von grosser Bedeutung. Die Region beherbergt Weltmarktführer und innovative Newcomer. Die HKSÖL wollte wissen, wie die Zukunft aus Sicht einer starken Industrievertretung aussehen wird. Daher sprachen wir mit Martin Hirzel, Präsident von Swissmem.

hub: Was ist die Stärke eines Zusammenschlusses der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie?

Martin Hirzel: Tatsächlich umfasst die MEM-Branche eine große Bandbreite an Unternehmen. Was sie vereint, sind ein hohes Fertigungs-Know-how, die Ausrichtung auf innovative, zukunftsträchtige Technologien und große Exportorientierung. Durch die zunehmende Digitalisierung ist es heute so, dass die Grenzen zwischen den Industriezweigen nicht mehr so scharf gezogen werden können wie noch vor fünfzig Jahren. Bei aller Heterogenität entstehen auf dem Werkplatz Schweiz aber immer wieder neue gemeinsame Anliegen. Swissmem leitet daraus Dienstleistungen ab und vertritt die Interessen der Branche wirkungsvoll gegenüber Gesellschaft und Politik. 

hub: Wie hat sich die Rolle von Innovation im Unternehmertum geändert?

Hirzel: Mit der Globalisierung haben neue Akteure Unternehmen in ihren angestammten Bereichen unter Druck gesetzt und eine Dynamisierung ausgelöst. Im Zuge dieser Entwicklung hat Innovation als Wettbewerbsfaktor noch stärker an Bedeutung gewonnen. Auf der anderen Seite bringt ein immer breiteres und komplexeres Spektrum an Technologien und Methoden insbesondere KMU bei ihren Innovationsaktivitäten an die Grenzen ihrer personellen und finanziellen Möglichkeiten. Ansätze für die Unternehmen liegen in der Anwendung von neuen, agileren Innovationsmethoden und vor allem auch beim Eingehen von Kollaborationen. Swissmem setzt sich unter anderem für den Aufbau von nationalen Innovationsökosystemen ein. Hier sollen Vertreter aus Unternehmen, Hochschulen und Institutionen zusammenkommen, um gemeinsam Innovationsideen zu entwickeln.

hub: Was für Lösungen braucht man heute, um am Markt bestehen zu können?

Hirzel: Da muss man differenzieren. Die Situation gestaltet sich für einen Zulieferer von mechanischen Teilen anders als für den Systemhersteller. Grundsätzlich lässt sich sagen: Je höher die Wertschöpfung eines Produkts ausfällt, desto relevanter wird auch das Angebot von Dienstleistungen oder digitalen Geschäftsmodellen. Es ist mir ein persönliches Anliegen, dass Swissmem seine Mitgliedsfirmen auf deren digitaler Reise unterstützt und etwa beim Aufbau einer zusätzlichen Einnahmequelle durch daten­basierte Dienstleistungen – neben dem angestammten Maschinengeschäft – hilft.

hub: Wie positioniert sich unsere Industrie gegenüber Billiglohnländern?

Hirzel: Unternehmen von Hochkostenländern wie der Schweiz oder Österreich müssen sich ihre Wettbewerbsfähigkeit einerseits durch kontinuierliche Effizienz­steigerung sichern und andererseits konsequent auf Produkte mit einer hohen Wertschöpfung setzen, um die erforderlichen Preise am Markt erzielen zu können. Dabei positionieren sich die Firmen oft in Nischenbereichen und sind dort dann auch häufig Technologieführer. Insgesamt braucht es aber auch die Bereitschaft, Strukturwandel zu akzeptieren und entsprechend agil zu agieren.

hub: Welche Rolle nimmt dabei der MEM-Sektor ein?

Hirzel: Die MEM-Industrie ist eine Hightech-Branche, die in allen wichtigen Wirtschafts- und Lebensbereichen leistungsstarke Lösungen bietet. Sie nimmt die Rolle einer Enablerin ein, wenn es um die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen in Bereichen wie Klima, Ernährung, Energie oder Mobilität geht.  

hub: Welche Herausforderungen bringt der Klimaschutz mit sich?

Hirzel: Klimabelastung entsteht durch den Einsatz von Ressourcen. Werden letztere reduziert, zahlt sich das sowohl ökonomisch als auch ökologisch aus. Daher ist es für Unternehmen interessant, zu investieren. Bei eigenen Produktionsstätten hat die Schweizer MEM-Industrie viel erreicht und seit 1990 z. B. den CO2-Ausstoss um 56 % reduziert. Fast wichtiger: Die Schweizer Industrie entwickelt Technologien, die klimafreundliches Wirtschaften oft überhaupt erst ermöglichen. Mit dem Export dieser Produkte kann sie weltweit große Hebelwirkung bei der ­Reduktion von Treibhausgasen erzielen.

hub: Vielen Dank für das Gespräch!

www.swissmem.ch

Martin Hirzel

Präsident von Swissmem

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